Es brach ein Feuer im Bereich der Explosion aus, das um 04:50 lokalisiert und vom Feuerschutzdienst um 06:00 gelöscht wurde.
Es befanden sich etwa 200 Personen an Kraftwerkspersonal im Kraftwerk während der
Alt- Tschernobyl 1986
Belastungsprobe für
die Sowjetunion?
Mit 5 Bausteinen erzählst du deine Geschichte von Tschernobyl 1986.
Wir zeigen dir, wie.
Bearbeitungszeit ca. 90 min.
Kl. 9/10
Der Reaktortest
Die frühere Provinzhauptstadt Tschernobyl liegt im Norden der Ukraine, 1986 noch ein Staat der Sowjetunion. Tschernobyl ist eine kleine Stadt von 14.000 Einwohnern. 20 km entfernt, ganz in der Nähe der Arbeiterstadt Prybjat, wird ein Kernkraftwerk neuester sowjetischer Bauart einem planmäßigen Sicherheitstest unterzogen.
Am Samstag, den 26. April 1986 um 1:23 Uhr und 48 Sekunden, gerät der Test außer Kontrolle.
In Baustein 01 erwarten dich 2 Arbeitsschritte.
Was bedroht uns?
Aufgabe 1.1
Es geschieht das Unerklärliche: Der Reaktor explodiert, obwohl er theoretisch gar nicht explodieren dürfte. Noch am Tag des Unglücks verfasst der Direktor des Kernkraftwerkes Wiktor Brjuchanow einen geheimen Bericht. Was ist passiert? Wie ist die Lage vor Ort?
Lies aufmerksam den geheimen Bericht (M1)
Welche Formulierungen im Text sprechen für einen schweren Unfall zu diesem Zeitpunkt, welchen für einen leichteren Unfall?
Markiere sie in unterschiedlichen Farben.
Description text
initial Text
Aufgabe 1.2
Einer unabhängigen Zeitung in Schweden wird das brisante Dokument noch am selben Tag heimlich weitergereicht. Es ist Samstagnachmittag. Die Redaktion entscheidet sich hierzu, eine Meldung zu veröffentlichen.
Wie dringlich ist die Information? Sollte sie in der Samstagabend-, Sonntag- oder in der Montagausgabe erscheinen?
Was muss deiner Meinung nach in dieser Nachricht stehen, um keine unberechtigte Panik zu schüren und um dennoch die Leser zuverlässig zu informieren? Gib auch an, wie vertrauenswürdig die Quelle ist (ohne sie zu nennen).
Wähle einen der zwei folgenden Schreibaufträge aus:
Die Redaktion der Zeitung hat sich entschieden. Die Meldung wird veröffentlicht. Als Chefredakteur ist es nun deine Aufgabe, zu entscheiden, wann die Meldung erscheinen soll. Und was genau in der Meldung stehen soll.
1) Verfasse diese Kurzmeldung in max. 5 Sätzen.
Mache dir Gedanken über folgende Punkte: (Help small notes)
- Verfasser: Mit welchen Absichten wird der geheime Bericht geschrieben?
- Geheimer Bericht? Was hat das für Folgen für die Glaubwürdigkeit des Berichts?
Als Redakteur wird dir die erste Fassung (M2) eines jungen Journalisten vorgelegt und soll am Montag erscheinen. Jetzt musst du dich entscheiden:
a) Bist du unzufrieden mit dieser Fassung, dann kopiere M2 in das Textfeld und überarbeite die Meldung.
b) Bist du mit der Meldung zufrieden, dann begründe deine Einschätzung in 3 Sätzen.
"[...] Am 26. April 1986 um 01:25 ereignete sich eine Explosion im Kraftwerksblock Nr. 4 des W.I. Lenin-Kernkraftwerks im Kyjiwer Oblast, während der Block für planmäßige Reparaturarbeiten vorbereitet wurde.
In Folge der Explosion sind das Dach und die Wände des oberen Teils des Reaktorgebäudes eingestürzt, ebenso ein Teil der Abdeckungen des Maschinenraums. Es brach ein Feuer im Bereich der Explosion aus, das um 04:50 lokalisiert und vom Feuerschutzdienst um 06:00 gelöscht wurde.
Es befanden sich etwa 200 Personen an Kraftwerkspersonal im Kraftwerk während der Dauer des Unfalls. Neun von ihnen erlitten Verbrennungen verschiedener Grade, eine Person (Nachname unbekannt) starb in der medizinischen Abteilung um 06:00, und drei befinden sich in ernstem Zustand. Darüber hinaus wurden 34 Personen […] in die medizinische Abteilung zur Beobachtung gebracht. […].
Im unmittelbaren Bereich des Unfalls beträgt [der Strahlenwert] bis zu 1.000 mkr/sek.** Reaktorblock 3 wurde wegen des Unfalls im Reaktorblock 4 heruntergefahren. Die Reaktorblöcke 1 und 2 operieren im Normalzustand. […]
Die Gründe für den Unfall und der Materialschaden werden von einer Regierungskommission ermittelt.
Die Situation in der Stadt Prypjat und den angrenzenden Bevölkerungszentren ist normal. [Einfügung per Hand: Öffentliche Ordnung wird sichergestellt]. Strahlenwerte werden beobachtet.
DIREKTOR DES AKW TSCH. W.P. BRJUCHANOW [...]“
** 1.000 Mikroröntgen/ Sekunde. Das bedeutet, wenn jemand ca. 6 Tage lang dieser Strahlendosis ausgesetzt ist, stirbt er mit Sicherheit.
History and Public Policy Program Digital Archive, Archive of the Ukrainian National Chornobyl Museum (Zugriff 28.07.20)Diese Meldung soll am Montag, 28.04.1986 veröffentlicht werden -
Im Kernkraftwerk Tschernobyl hat sich ein Unfall ereignet, bei dem einer der Atomreaktoren beschädigt wurde. Maßnahmen werden ergriffen, um die Folgen des Unfalls zu beseitigen. Den Betroffenen wird Hilfe geleistet. Eine Regierungskommission wurde eingesetzt.
Was bedroht uns?
Baustein 1ist geschafft!
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Das Politbüro
in Moskau
Das „Unglück“ von Tschernobyl 1986 passiert mitten in einer Umbruchsphase für die Sowjetunion. Nach einer Reihe sehr alter, kranker und kaum mehr handlungsfähiger Parteiführer gelangt 1985 mit Michael Gorbatschow ein erst 55jähriger an die Macht. Als Generalsekretär der KPdSU will er den Sozialismus refomieren und wieder zukunftsfähig machen. Er spricht von demokratischer Offenheit (Glasnost) und von einem Umbau (Perestroika): alles soll reformiert werden.
Zwei Tage nach dem „Vorfall“ in Tschernobyl kommen die ranghöchsten Politiker im Politbüro erstmals zu einer Sitzung zusammen. Wladimir Dolgich berichtet über die Lage vor Ort. Tschernobyl ist für die Sowjetunion eine Bewährungsprobe.
Was brauchen wir?
Aufgabe 2.1
Lies aufmerksam das Protokoll des Politbüros (M2a).
Markiere einige der nachfolgenden Begriffe, mit denen du die Berichterstattung von Dolgich charakterisieren würdest.
offen – ehrlich – kenntnisreich – bruchstückhaft – zögerlich - wertlos – informativ - anfängerhaft – professionell– unglaubwürdig – unprofessionell – souverän – klar – detailliert – chaotisch – zielstrebig – direktiv – erbost – unzulänglich – oberflächlich – entschlossen
Aufgabe 2.2
Wie reagiert Gorbatschow? Beurteile seine Reaktion und die Beschlüsse in 3 Sätzen.
Greife dabei auf 3-4 Begriffe aus dem Wortfeld oben zurück.
Aufgabe 2.3
Wie reagiert Politbüromitglied Tschebrikow? Worauf will er hinaus?
Formuliere - auch im Kontext der nachfolgenden Beschlüsse - eine Antwort in 3 Sätzen.
Aufgabe 2.4 (nur bei Zeit und Interesse)
Wie geht man mit heiklen Informationen in unterschiedlichen Systemen um (Diktatur/ Demokratie)?
Inwiefern gibt es deiner Meinung nach Unterschiede?
Beantworte die Fragen in 3 Sätzen.
Kurze freiwillige Aufgabe: bei Zeit und Interesse.
Wenn du dir einen ungeschminkten, privaten Eindruck von Dolgichs Bericht über Tschernobyl verschaffen willst, lies den Tagebucheintrag von Politbüromitglied Worotnikow (M2).
Ansonsten klicke auf weiter.
Dolgich: Am 26. April ereignete sich um 01:30 eine Explosion im AKW Tschernobyl. […] Die Strahlenwerte betrugen um 9 Uhr morgens des 28. April 1.000 Röntgen** in der Nähe des Reaktors und 230 Milliröntgen*** in der Stadt. Die Bevölkerung wurde evakuiert. Von den 45.000 Bewohnern befinden sich nur noch 5.000, die die Anlage, Kantinen etc. betreiben, in der Stadt. […] Was wird unternommen? Maßnahmen werden unternommen, um Eruptionen zu vermeiden, es wird Sand, Tonerde und Blei von Helikoptern aus in den Hauptkrater des Reaktors geschüttet.
Gorbatschow: Haben wir keine planmäßigen Gegenmaßnahmen? […] Sie werfen Sandsäcke und Bor aus der Luft?
Dolgich: Mit Helikoptern, sechzig Säcke sind abgeworfen worden. Wir brauchen 1.800. Es ist allerdings auch nicht sicher, die Helikopter zu fliegen.
Gorbatschow: Das ist immer noch Rätselraten. Wir brauchen umfassendste Analysen aller Umstände. […]
Tschebrikow: Die Bevölkerung ist ruhig. Aber wir müssen im Hinterkopf behalten, dass nur ein kleiner Kreis an Personen von dem Unfall weiß. […]
Gorbatschow: Wir müssen schnell eine Stellungnahme herausgeben, wir dürfen das nicht verzögern. Wir sollten sagen, dass es eine Explosion gab, dass wir die nötigen Maßnahmen ergreifen, um ihre Konsequenzen einzudämmen. […]
Gorbatschow: Als aller erstes sollten wir unsere eigene Öffentlichkeit informieren. […] Nun lasst uns folgenden Beschluß fassen:
- […] Fortführung der Maßnahmen zur Eliminierung der Folgen des Unfalls;
- […] Ergreifung von Maßnahmen, um die materiellen und lebenswichtigen Bedingungen sowie die Beschäftigung der Bürger zu sichern, die die aus der Unfallregion evakuiert wurden;
- Vorbereitung und Veröffentlichung einer Presseankündigung betreffend den Unfall;
Mitglieder des Politbüros: [Wir] stimmen zu! Der Beschluß ist angenommen.“
** 1.000 Röntgen (pro Stunde) bedeuten: Ist jemand eine 1/2 Stunde lang dieser Strahlendosis ausgesetzt, stirbt er mit Sicherheit. 1.000 Röntgen/h ist ca. 300 mal höher als im geheimen Bericht von Brjuchanow angegeben.
*** 230 Milliröntgen (pro Stunde) bedeuten: bereits nach 10 Stunden ist die max. erlaubte jährliche Strahlung für einen Mitarbeiter in einem westlichen AKW erreicht.
„[…] Die Situation im AKW ist katastrophal. Der Reaktor ist praktisch zerstört. […] Die Strahlenwerte sind extrem hoch. Über einhundert Menschen waren hohen Strahlendosen ausgesetzt und wurden hospitalisiert. […] Die radioaktive Wolke verbreitet sich. Die ersten (sehr vorläufigen) Diagramme nach Messungen [zeigen]: radioaktiv verseuchte Gebiete sind in einer Distanz von 4 bis 5 Kilometern vom AKW Tschernobyl in nordwestlicher, nördlicher und südlicher Richtung gefunden worden. […]
Das wichtigste ist nun keinen Kontakt zwischen der Kernmasse und Wasser im Kraftwerk zuzulassen. Die Schmelze könnte sich nach unten bewegen (unter dem Reaktor und der Zementplatte ist ein Wasserbecken), dann – Gasexplosion und eine Katastrophe.
Es gibt heftige Kritik am Zivilschutz und am Gesundheitsministerium. Die Dekontamination ist schlecht, primitiv organisiert. Es gibt einen Mangel an Equipment und Material. Man darf sich der durch Radionuklide stark verseuchten Zone nicht nähern. Kein Schutz. Testungen und medizinische Versorgung von Menschen ist mangelhaft organisiert.“
Was brauchen wir?
Baustein 2ist geschafft!
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Krisenmanagement
Die Wirtschaft der Sowjetunion ist staatlich organisiert. Für diese Kommandowirtschaft sind Anweisungen und Vorgaben der Behörden verbindlich. Das Soll wird erfüllt, die Wirtschaft läuft, so verkünden es die Ämter. Doch:
„Das Feuer von Tschernobyl hat Licht in die dunklen Ecken unseres Systems gebracht, jene Winkel und Orte, die zu übersehen wir so lange bestrebt waren, über die wir schamhaft den Mantel des Schweigens gebreitet haben." (Wladimir Tschernousenko)
In Baustein 03 erwartet dich 1 Arbeitsschritt.
Was tun wir?
Aufgabe 3.1
Ein Wissenschaftsredakteur der Parteizeitung Prawda und ein Kernphysiker erleben die Arbeitsweise der Behörden persönlich.
Lies den Brief des Wissenschaftsredakteurs (M3a).
Welche Vorwürfe werden direkt und indirekt den Behörden gemacht? Markiere sie farbig.
Lies den Bericht von Vasilij Nesterenko (M3b).
Welche Ziele verfolgt der Wissenschaftler, welche Ziele verfolgen die Behörden?
Markiere sie in unterschiedlichen Farben.
Erkläre, warum die Behörden versagen. (5-6 Sätze)
Berücksichtige die Sichtweisen in beiden Quellen.
Der leitende Wissenschaftsredakteur der Parteizeitung der KPdSU „Prawda“ an das ZK der KPdSU
1. Evakuierung von Prypjat. Die Situation der Strahlenbelastung in der Stadt war innerhalb von einer Stunde klar. Es gab keine planmäßigen Notfallevakuierungspläne: Menschen wussten nicht, was zu tun war. [Die] Entscheidung betreffend die Evakuierung der Bevölkerung aus der Gefahrenzone musste von der lokalen Führung gefällt werden. Bis die Regierungskommission eintraf, hätte man jedermann sogar zu Fuß evakuieren können. […]
2. Soldaten, die in der Gefahrenzone arbeiten […] hatten keinerlei Mittel sich selbst zu schützen, einschließlich der Männer, die das Blei abluden. […]
4. Das gesamte System des Zivilschutzes zeigte sich komplett gelähmt. Es gab nicht ein einziges funktionierendes Dosimeter.
5. Die Feuerwehreinheiten haben wunderbares geleistet. […] Doch selbst die Einheiten in Prypjat hatten keine sachgerechten Uniformen, um ihren Dienst in einer Zone mit erhöhter Strahlenbelastung durchzuführen.
8. Die Ineffizienz der lokalen Behörden ist erschreckend. Sie hatten keine Kleidung, Schuhe oder Unterwäsche, um die Opfer zu versorgen und warteten auf Anweisungen aus Moskau.
Vasilij Nesterenko Prof. Dr., Kernphysiker, 1977 bis 1987 Direktor des Instituts für Kernenergetik der Akademie der Wissenschaften (Belarus). Er flog am 28. April von Moskau nach Minsk, das 400 km von Tschernobyl entfernt lag, um die Behörden zu warnen:
„Mein ausführlicher Bericht über die Havarie im AKW Tschernobyl und über die möglicherweise immensen Folgen für Belarus schien ihn jedoch wenig zu beeindrucken. Er ermahnte mich, keine Panik zu machen. Er sei von dem Reaktorunfall informiert, das Feuer sei bereits gelöscht, und die Aufräumarbeiten hätten begonnen, damit das AKW wieder in Betrieb genommen werden könne […]
[Dann kam ich…] ins Büro des Ministerratsvorsitzenden, der zugleich der Vorsitzende des Zivilschutzes der Republik und in dieser Eigenschaft allein dazu befugt war, den Ausnahmezustand auszurufen und eine Evakuierung der Bevölkerung zu veranlassen. […]
Ich empfahl, eine Jodprophylaxe der Bevölkerung anzuordnen, den Verkauf von Lebensmitteln auf der Straße einzuschränken, Märkte unter freiem Himmel zu schließen und Kinder von der Teilnahme an der Parade zum 1. Mai zu befreien. […] Die Antwort lautete, man solle nichts überstürzen, und es bestehe keine Notwendigkeit für Evakuierungen.
Nach dieser Information bat mich M.V. Kovalev, keine Panik zu verbreiten und ins Institut zurückzukehren. Die Regierung werde die nötigen Schutzmaßnahmen veranlassen. Von all meinen Vorschlägen wurde ein einziger angenommen, nämlich der, die Straßen vor der Parade abzuspritzen.
Was tun wir?
Baustein 3ist geschafft!
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Anspruch und
Wirklichkeit
Das sozialistische System der UdSSR ist an der Belastungsgrenze. Angesichts des Tschernobyl-Desasters rechnet Michael Gorbatschow mit Verwaltung und kommunistischer Parteiführung ab. Im Sommer 1986 wird seine Parteirede in der Zeitung Prawda veröffentlicht. Seine Vorwürfe sind unmissverständlich. Sie gehen weit über das hinaus, was bislang an offener Kritik in der sowjetischen Diktatur geäußert wurde.
In Baustein 04 erwartet dich 2 Arbeitsschritte.
Wer sind wir?
Aufgabe 4.1
Du hast mit deiner Arbeit in den letzten Bausteinen eine Vorstellung davon bekommen, wie sehr es in Krisen darauf ankommt, politisch effektiv zu handeln. Mit Blick auf die Katastrophe kritisiert das Gorbatschow nun deutlich.
Was wirft Gorbatschow den sowjetischen Politikern vor? Markiere die Passagen im Text.
Welche politische Strategie verfolgt er selbst?
Markiere die Passagen in einer zweiten Farbe.
Aufgabe 4.2
Prüfe anhand der letzten ausgewerteten Quellen:
- Inwiefern werden die Aussagen Gorbatschows durch die vorherigen Quellen gedeckt?
- Inwiefern stoßen Glasnost (demokratische Offenheit) und Perestroika (Umbau) an ihre Grenzen?
- Inwiefern zeigen die Quellen vielversprechende Ansätze zur Durchsetzung von Glasnost und Perestroika?
Formuliere eine Antwort in 6 Sätzen.
Hier berichtet Gorbatschow in seinen Erinnerungen in Bezug auf eine Politbürositzung vom 3. Juli 1986:
"Seit dreißig Jahren hören wir von ihnen, Wissenschaftlern, Fachleuten, Ministern, daß hier alles höchst zuverlässig sei. Und sie rechnen damit, dass wir zu Ihnen wie zu Göttern aufblicken. Am Ende aber steht ein unvorstellbarer Zusammenbruch. Die Ministerien und die Forschungszentren waren außer Kontrolle, ja im gesamten System hat der Geist der Liebedienerei und Einschmeichelung, des Gruppenunwesens und der Verfolgung Andersdenkender, zusammen mit Imponiergehabe und reinem Eigennutz, sei er persönlich, sei er auf den Clan bezogen, die Führung korrumpiert!
[…] Bis heute habe ich auch die Erklärungen, die A. P. Alexandrow und J. P. Slawski im Politbüro gleich nach dem Unglück abgaben, in Erinnerung.[…], doch was wir von ihnen nun zu hören bekamen, glich eher den Ausführungen von Scharlatanen: Nichts Schlimmes sei passiert. Dergleichen sei an Industriereaktoren wiederholt vorgekommen. Man brauche nur ein paar Gläser Wodka hinunterzukippen, ordentlich zu essen, sich auszuschlafen, und es werde keinerlei Auswirkungen geben.
[…] Die Angst, Initiative zu ergreifen, die Furcht vor der Obrigkeit und das Bestreben, sich der Verantwortung zu entziehen, waren mit all dem auf eine bestürzende Weise vermischt.
[…] Auf keinen Fall werden wir uns damit einverstanden erklären, die Wahrheit geheimzuhalten, sei es bei der Entscheidung praktischer fragen, sei es bei der Auseinandersetzung mit der Öffentlichkeit. Wir sind für die Einschätzung des Vorgefallenen und die Richtigkeit der Schlußfolgerungen verantwortlich. Denn unsere Arbeit steht jetzt im Blickfeld des Volkes und der ganzen Welt, und es ist undenkbar, sich auf Halbwahrheiten zu beschränken. Vollständige Information über das Vorgefallene tut also not; feige Politik ist unwürdige Politik."
Wer sind wir?
Baustein 4ist geschafft!
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Deine Geschichte:
Tschernobyl 1986
Du kannst Geschichte nicht anfassen. Geschichte ist etwas, was nur in Worten vorkommt. Geschichte wird in einem Film, in einem Buch, einer Zeitung oder einfach nur jemandem erzählt. Es geht gar nicht anders.
Die Reaktorkatastrophe wird für die Sowjetunion um Michael Gorbatschow zu einer harten Prüfung. Die Zukunft steht auf dem Spiel. Du hast deine Antworten auf die Fragen bislang gegeben und deine Deutungen formuliert. Erzähle nun deine Geschichte der Katastrophe von 1986.
In Baustein 05 erwartet dich 1 Arbeitsschritt.
Deine Geschichte
Wähle eine der beiden Aufgaben 5.1 oder 5.2 aus.
Aufgabe 5.1
Im Sommer 1986 schreibt eine schweizer Journalistin einen kurzen Artikel mit dem Titel: „Die Katastrophe von Tschernobyl und die sowjetische Führung.“ Die Journalistin beabsichtigt den Zusammenhang von atomarer Bedrohung und politischer Stabilität aufzudecken. Die Vorarbeiten ihres Artikels sind diejenigen, die du in den Bausteinen geleistet hast.
Schreibe diesen Artikel in 15 Sätzen.
Gib in deinem Artikel auch Antworten zu den Fragen der Bedrohten Ordnungen. Greife dazu auf deine Erkenntnisse aus den Bausteinen zurück.
- Was bedroht uns?
- Was brauchen wir?
- Was tun wir?
- Wer sind wir?
Du kannst eigene Schwerpunkte setzen. Berücksichtige Ereignisse und Handlungen, Ursachen und Folgen, Motive und Machtverhältnisse.
Der Artikel schließt mit einer Antwort auf die Frage, inwiefern ein solches Verhalten auch in einer parlamentarischer Demokratie möglich wäre.
Der Anfang könnte sein:
„Die Katastrophe von Tschernobyl und die sowjetische Führung“
Als im April 1986 der Atomreaktor von Tschernobyl…
Aufgabe 5.2
Blick zurück:
Warum gelingt es der Sowjetunion nicht, auf die Katastrophe angemessen zu reagieren?
Bereite eine Kurzpräsentation vor, die Ursachen, Verlauf und Folgen der Katastrophe für die Sowjetunion darstellen. Im Zentrum steht die politische Ordnung der UdSSR. Sie wird bedroht durch eine Reaktorkatastrophe. Arbeite mit den Quellen und deinen Ergebnissen aus den Bausteinen.
Überprüfe dazu auch die Interpretation von Michael Gorbatschow aus Baustein 4. Korrigiere oder präzisiere sie.
Deine Geschichte
Baustein 5ist geschafft!
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